Rasenpflege im Frühjahr

Blogbeitrag von Lars Koppe

Wer kennt es nicht: die ersten warmen Sonnenstrahlen wecken die Lust auf Gartenarbeit. Der Rasen hat nach dem Winter mehr oder weniger gelitten und man möchte schnellstmöglich wieder ein tolles Erscheinungsbild. Viele fallen leider zu früh in puren Aktionismus: Aerifizieren, Sanden, Vertikutieren – das Ergebnis ist zusätzlicher Stress für die Gräser und ermöglicht so unerwünschten Kräutern und Gräsern auf dem Rasen Fuß zu fassen. Wenn die Frühlingssonne den Boden erwärmt, sollte man in erster Linie eins tun: Mähen. Wer mag, darf auch sanft, liegende Gräser aufstellen, alles Andere hat erst mal Zeit. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Saisonstart?

„VIELE WEGE FÜHREN NACH ROM“

Ab wann kann ich starten?

Es gibt unterschiedliche Temperatursummenmodelle und man kann sich nach der Bodentemperatur richten (Gräserwachstum ab ca. 5°C). Alternativ schaut man sich einfach die Natur in der Umgebung an – die Zeigerpflanzen aus der Phänologie sind für mich der beste Anhaltspunkt. Im phänologischen Kalender wird das Jahr in 12 Jahreszeiten aufgeteilt, wenn man sich an denen orientiert, ist man meines Erachtens wesentlich besser beraten, als Temperaturen aufzusummieren. Auf Grund der Klimaveränderung ist auch der „100jährige Kalender“ nur bedingt aussagekräftig.

Der phänologische Vorfrühling startet mit der Haselnussblüte – zu diesem Zeitpunkt sollte euer Rasen ein leichtes Wachstum zeigen – es darf also gemäht werden. Die Häufigkeit wird sich, je nach Schnitthöhe allerdings in einem 4-8 wöchigem Rhythmus befinden. Jetzt wäre auch der ideale Zeitpunkt, eine Bodenanalyse zu machen, um für das folgende Jahr geeignete Dünger auszuwählen und gegebenenfalls den pH-Wert einzustellen. Kalken ist nur nötig, wenn der Boden deutlich zu sauer ist. Wer im Winter Probleme mit Staunässe hatte, sollte mit derRasenkrallefür Luft im Boden sorgen.

Die erste Düngung

Zum Erstfrühling (Blüte der Forsythie) darf man dann das erste Mal düngen – wichtig ist hierbei, auch auf die Bodentemperatur zu achten: mineralische Dünger (sofort löslich) brauchen mindestens 6Grad Bodentemperatur, organische besser 10Grad (diese müssen im Boden erst umgesetzt werden, um pflanzenverfügbar zu sein). Wer zu früh düngt, fördert unerwünschte Gräser, allen voran die Poa Annua, welche schon sehr früh ihren Stoffwechsel hoch fährt – im Zweifel also lieber warten!
Man sollte seinen Dünger auch mit Bedacht wählen und nicht nach dem Motto: „viel hilft viel, noch mehr ist noch besser“ düngen.

Der Erstfrühling zeichnet sich dadurch aus, dass durchaus noch längere Kälteperioden folgen können, wer jetzt zum falschen Dünger greift und diesen auch noch zu hoch dosiert, fördert unerwünscht starkes Wachstum und somit die Krankheitsanfälligkeit der Gräser. Ein guter Rasendünger sollte also den Stickstoff langsam freisetzen und daher höchstens, ein wenig Nitratstickstoff enthalten. Kalium sollte im Frühjahr ungefähr halb so hoch dosiert sein, wie Stickstoff – beachtet hier am besten auch eure Bodenanalyse. Phosphor unterstützt zwar das Wurzelwachstum, allerdings sieht man relativ häufig Analysen, die extrem hohe P-Werte aufweisen.

Dadurch erreicht man genau das Gegenteil: eine übermäßige Versorgung führt zu deutlich weniger verzweigten Wurzelsystemen, behindert die Aufnahme anderer Nährstoffe und fördert die Blütenbildung (vor allem Poa Annua profitiert hier). Das Gräserwachstum nimmt jetzt merklich zu, ihr solltet also auch häufiger Mähen, dabei bitte immer an die Drittel-Regel halten: durch einen radikalen Kurzschnitt schickt ihr die Gräser in eine Art Notlaufprogramm. Ihr vernichtet viel Blattmasse, welche für die Photosynthese essentiell wichtig ist. Um diese Verluste auszugleichen, wird massiv neue Blattmasse, auf Kosten des Wurzelwachstums gebildet. Das Ergebnis ist (oft) ein dichter Rasen, der nicht widerstandsfähig ist.

DER HAUPTFRÜHLING IST DIE ZEIT FÜR GRÖSSERE MASSNAHMEN

Mit der Fliederblüte beginnt der Hauptfrühling und ober- und unterirdisches Wachstum erreichen ihren Höhepunkt. Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt für größere Maßnahmen. Vertikutieren ist allerdings in den seltensten Fällen nötig, da das Bodenleben in der Regel dafür sorgt, dass nie zu viel Filz vorhanden ist. Wer Probleme mit Bodenverdichtungen hat, sollte jetzt mit dem Rasenspecht aerifizieren. Eine Nachsaat hilft eventuell vorhandene Lücken zu schließen und ein leichtes Topdressing hilft dabei, den Boden locker zu halten und leichte Unebenheiten auszugleichen. Bitte begrabt den Rasen nicht unter dem Sand, sandet lieber häufiger, dafür aber wenig. Zum abschließenden Verteilen eignet sich die Sandraupe wunderbar. 

Mit dem Beginn der Holunderblüte endet der Frühling und der Frühsommer beginnt.